FEM.LEAD
Female Leadership: Für unsere Betrachtungen in der Reihe FEM.LEAD wollen wir den Fokus einerseits auf diverse »Vorurteile« legen, welche dazu beitragen, dass die Stärken von Frauen im Wirtschaftsleben aufgrund »männlicher Führungsmerkmale« unterschätzt und durch angeeignete Glaubenssätze unterfüttert werden. Man kennt sie doch, die »wohl gemeinten Ratschläge« à la »Wenn du Emotionen zeigst, wirkst du schwach«, »Mit deiner hohen Stimme wirst du nicht ernst genommen«, »Du bist noch viel zu jung für eine Führungsposition«. Und andererseits werden über FEM.LEAD Tipps für den täglichen (weiblichen) Führungsalltag mitgegeben.
»Typisch weibliche« Kommunikationsmuster
Zunächst sei gesagt: Es gibt KEINEN »typisch weiblichen Führungsstil«. ABER: Es gibt »typisch weibliche Kommunikationsmuster«.
Verbale Signale
Beobachtet man sprachliche Signale, so lässt sich erkennen, dass die Sprache von Frauen weniger/anders präsent ist, als jene ihrer männlichen Kollegen. So zeigen sich beispielsweise folgende Muster [1]:
Frauen verwenden häufiger Konjunktive in Frageform, um nicht offensiv zu erscheinen, wie »Könnten wir vielleicht mal …?« Folglich bleibt unklar, ob es sich um eine Frage, einem Wunsch oder eine Anweisung handelt.
Frauen bauen Unschärfe-Marker (irgendwie, irgendwas, …) ein, um nicht zu bestimmend oder dominant zu wirken. Damit schwächen sie ihre eigene Position ab.
Frauen wiederholen Intensivierungsmittel (ehrlich, wirklich, …), um empathisch zu wirken. Die Folgen davon aber sind, dass sie unglaubwürdiger wirken.
Körperliche Signale
Kommunikation ist letztlich eine Frage der Wirkung des Verhaltens. Die Wirkkraft der Kommunikation zeigt sich im Auftreten, der Performance und Überzeugungskraft. Nachfolgend werden Körpersprachliche Signale anhand der Parameter Glaubwürdigkeit und Verbundenheit gegenübergestellt:
Körpersprachliche Signale beim Zuhören:
Glaubwürdigkeit erzielen Sie durch: Aufrechtes Sitzen/Stehen, ruhige Kopfhaltung, ruhig bleibende Geräusche
Verbundenheit erzielen Sie durch: Nach vorne gelehntes Sitzen, Kopfnicken, verbale Hörbestätigung
Körpersprachliche Signale beim Sprechen:
Glaubwürdigkeit erzielen Sie durch: Ruhige Kopfhaltung, gleichbleibende Stimme, Satzmelodie geht nach unten
Verbundenheit erzielen Sie durch: Nicken, bewegte Stimme, Satzmelodie geht nach oben
FEM.LEAD-Tipps für Ihre Körpersprache
Sitzen und stehen Sie aufrecht.
Halten Sie den Kopf ruhig.
Senken Sie am Ende eines Satzes Ihre Stimme.
Informieren Sie mehr als Sie fragen.
Setzen Sie den Fokus auf den Inhalt.
Kommunikations-Fokus
Glaubwürdigkeit wird durch informierendes, präsentierendes Gesprächsverhalten mit inhaltlichem Fokus untermauert. Verbundenheit zeigt sich eher über Nachfragen oder durch Ergänzungen und wird betont durch den Fokus auf die Beziehung.
Während also typisch weibliche Kommunikation auf Inhalt und Beziehungen ausgerichtet ist, orientiert sich typisch männliche Kommunikation auf Status und Revier. Daraus folgt auch, dass strategische Empfehlungen von männlichen Führungskräften als Unterstützung zur Festigung ihres Status verstanden werden. Weibliche Führungskräfte begreifen diese tendenziell als Angriff auf ihr Selbst- und Rollenverständnis.[2]
Ein stereotypes Rollenverständnis führt nun dazu, dass sich Frauen in status- und machtorientierten Kontexten schwerer zurechtfinden. Dies hat mitunter eben genau damit zu tun, dass sich weibliche Führungskräfte eher verantwortlich für die Aufgabe fühlen während männliche Führungskräfte ihre Aufgabe als Rolle verstehen.[3]
FEM.LEAD-Reflexion
»Welches ist Ihr Rollenverständnis mit Blick auf geschlechterstereotype Muster?«
»Was tun Sie, um Ihre eigene Position zu verbessern?«
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[1] Schirmer, U./ Walter, V./ Woydt, S. (2009): Mitarbeiterführung, Physia-Verlag, Heidelberg
[2] Modler, P. (2014): Die Manipulationsfalle: Selbstbewusst im Beruf mit dem Arroganz-Training für Frauen. Fischer E-Books
[3] Mucha, A./Rastetter, D. (2012): Macht und Gender: Nach Macht greifen – mit mikropolitischer Kompetenz! In: Gruppendynamik und Organisationsentwicklung; gruppendynamische Organisationsberatung. Verlag für Sozialwissenschaften
Status Quo in Österreich
4.483.000 Erwerbstätige im Jahr 2023
2.368.900 Männer
2.114.200 Frauen
Teilzeitquote im Jahr 2023
Frauen: 50,6 %
Männer: 13,4 %
Weibliche Führungskräfte
2022: 34,5 %
2011: 28,4 %