FEM.LEAD
Für unsere Betrachtungen in der Reihe FEM.LEAD wollen wir den Fokus einerseits auf diverse »Vorurteile« legen, welche dazu beitragen, dass die Stärken von Frauen im Wirtschaftsleben aufgrund »männlicher Führungsmerkmale« unterschätzt und durch angeeignete Glaubenssätze unterfüttert werden. Man kennt sie doch, die »wohl gemeinten Ratschläge« à la »Wenn du Emotionen zeigst, wirkst du schwach«, »Mit deiner hohen Stimme wirst du nicht ernst genommen«, »Du bist noch viel zu jung für eine Führungsposition«. Und andererseits werden über FEM.LEAD Tipps für den täglichen (weiblichen) Führungsalltag mitgegeben.
Backlash-Effekt
Der sogenannte »Backlash-Effekt« beschreibt eine wirtschaftliche oder sozial negative Auswirkung, die durch die Verletzung von stereotypen Erwartungen entsteht.
»Think-Manager-Think-Male«
Eigenschaften, die man erfolgreichen Führungskräften zuordnet, sind eher stereotyp männlich, wie beispielsweise die Durchsetzungsfähigkeit. Dem Stereotyp nach scheinen Frauen wichtige Führungseigenschaften zu fehlen. Weibliche Führungskräfte, welche beispielsweise durch ihr bestimmtes/dominantes Auftreten ein eher männliches Verhalten aufweisen, werden zwar als kompetent, jedoch auch als unsympathisch oder selbstsüchtig wahrgenommen. Ihr dominantes Führungsverhalten wird gleichermaßen von Männern und Frauen bestraft. – Ein Dilemma! [1]
Der auftretende Backlash-Effekt ist in zweierlei Hinsicht problematisch, da Sympathie am Arbeitsplatz eine wichtige Rolle spielt. Zum einen müssen Mitarbeitende ergänzend zu Ihrer Kompetenz als fähig und sympathisch wahrgenommen werden, um befördert zu werden. Zum anderen sind Frauen in Führung mitunter Ablehnung oder Feindseligkeit im Arbeitsumfeld ausgesetzt.[2]
FEM.LEAD-Tipp: Wie können Sie den Backlash-Effekt vermeiden?
Bei unserem Kontext spielt die (fachliche, methodische) Kompetenz einer Führungskraft eine untergeordnete Rolle. Lediglich das tatsächliche Verhalten wird über stereotype Rollenbilder schubladisiert und kann negative Auswirkungen haben.
Backlash können Sie vermeiden, wenn Sie
… zurückhaltende statt direkte und offensichtliche Formen von Dominanz durch Befehle oder Anordnungen wählen.
… Ihrem Gegenüber beim Reden direkt in die Augen schauen.
… Verständnis zeigen.
… Wert auf Kooperation legen. [3]
Mit diesen eher weiblichen Eigenschaften werden Sie genauso kompetent und ebenso sympathisch wie männliche Führungskräfte wahrgenommen.
Transformaler Führungsstil
Um typisch weibliche Führungskompetenzen zu betonen, eignet sich insbesondere der transformationale Führungsstil. Transformationale Führung zeichnet sich durch vier Komponenten aus:
(1) Mitarbeitende durch Visionen inspirieren und motivieren
(2) Mitarbeitenden ein Vorbild sein
(3) Mitarbeitenden zu kreativem und innovativem Denken anregen
(4) Individuelle Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigen und fördern
Transformale Führung wird generell als positiv und effektiv wahrgenommen. Nicht unerwähnt soll hier jedoch bleiben, dass Männer noch positiver bewertet als Frauen, wenn sie den transformalen Führungsstil anwenden. – Wird doch von Frauen eher als von Männern erwartet, dass sie diesen Führungsstil anwenden. [4]
Selbst wenn die Kombination aus dem Auftreten als durchsetzungsstarke Führungskraft und dem Zeigen typischer weiblicher Verhaltenszüge den Backlash-Effekt reduzieren kann, bleibt die Gefahr, dass für Frauen (und nicht für Männer) ein doppelter Standard gilt. Denn, wollen Frauen in ihrer Führungsaufgabe effektiv wahrgenommen werden, müssen sie sowohl männliche als auch weibliche Führungsqualitäten aufweisen. Bei Männern scheinen die männlichen Qualitäten ausreichend zu sein.[5]
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[2] Williams, M. J., & Tiedens, L. Z. (2016). The subtle suspension of backlash: A meta-analysis of penalties for women’s implicit and explicit dominance behavior. Psychological Bulletin, 142, 165-197
[3] Williams, M. J., & Tiedens, L. Z. (2016). The subtle suspension of backlash: A meta-analysis of penalties for women’s implicit and explicit dominance behavior. Psychological Bulletin, 142, 165-197
[4] Hentschel, T., Braun, S., Peus, C., & Frey, D. (2018). The communality-bonus effect for male transformational leaders – leadership style, gender, and promotability. European Journal of Work and Organizational Psychology, 27, 112–125.
[5] Johnson, S. K., Elaine, S., Zewdie, S., & Reichard, R. J. (2008). The strong, sensitive type: Effects of gender stereotypes and leadership prototypes on the evaluation of male and female leaders. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 106, 39–60
Status Quo in Österreich
4.483.000 Erwerbstätige im Jahr 2023
2.368.900 Männer
2.114.200 Frauen
Teilzeitquote im Jahr 2023
Frauen: 50,6 %
Männer: 13,4 %
Weibliche Führungskräfte
2022: 34,5 %
2011: 28,4 %